Am Dienstagnachmittag hatte ich früher Feierabend gemacht und bin mit dem Fahrrad nach Mitte gefahren, um endlich – wie ich es mir schon lange vorgenommen hatte – die frisch renovierten Skulpturen auf der Schlossbrücke zu fotografieren. Es war herrliches Herbstwetter mit blauem Himmel und einer etwas tiefer liegenden Sonneneinstrahlung.
Als ich auf der Schlossbrücke ankam, meine Kamera auspackte, mich auf die wegen einer Baustelle zum Teil gesperrte Straße stellte, um die erste Skulptur abzulichten, stellte sich zunächst just ein Paket-Lieferwagen genau zwischen mich und die Skulptur. Wer auf der Brücke auf ein Paket wartete, war mir zwar schleierhaft, aber das Phänomen kenne ich bereits, dass gerade in dem Moment, wenn man ein einsames Objekt fotografieren möchte, ein Lieferwagen, Handwerker-Fahrzeug, eine Schulklasse ankommt, sich genau davor oder daneben stellt oder setzt, um dann stundenlang genüßlich ein Pausenbrot zu schlemmen.
Diesmal war es jedoch eigentlich – wie ich bald merkte – kein Problem, da die gesamte Umgebung aktuell im Oktober 2014 sowieso eine einzige Baustelle ist: Der Neubau des Berliner Schlosses, die Sanierung der Fahrbahndecke der Schlossbrücke, die Fortführung der U-Bahnlinie 5 vom Brandenburger Tor bis zum Alexanderplatz, die Sanierung der Museumsinsel mit dem Pergamonmuseum und dem Neubau des Eingangsbereichs etc. Ich konnte um mich herum am Horizont 19 Kräne zählen, diverse Metallstützen, Stromleitungen und Bauzäune, so dass ich kaum einen Blick auf die Skulpturen erlangen konnte, auf dem nicht Kabel das Bild durchschnitten oder Baukräne den Hintergrund verzierten.
Ich musste mich also sowieso auf wenige Blickwinkel beschränken, weswegen ich heute zunächst zwei Skulpturen mit nur zwei unterschiedlichen Blickwinkeln bzw. jeweils drei Abbildungen in die kudaba gestellt habe. Dies widerspricht eigentlich meinem Prinzip, ein Objekt von allen Seiten, von nah und von fern aufzunehmen. Für den Anfang sind aber die wenigen Abbildungen ausreichend, zumal die Lichtverhältnisse optimal waren und ich mit den Fotos sehr zufrieden bin. Sobald die Baustellen ggf. im Jahr 2016 beendet sind, können die Objekte um weitere, neuere Fotografien ergänzt werden, genauso wie auch jederzeit ältere Fotografien hinzugefügt werden können. Die Dokumentation eines Kulturobjektes ist sowieso nie abgeschlossen und ewig im Fluss …