Lehrkonzept für Digital Humanities

Wie im vergangenen Blogbeitrag angekündigt wurde im gerade abgeschlossenen Sommersemester 2015 von mir ein sogenannter P/E-Kurs (Projekt- und Ergänzung) im Bachelor-Studiengang des Fachbereichs Informationswissenschaften an der FH Potsdam durchgeführt. Für diese Veranstaltung hatten sich 14 Studierende aus den Studiengängen Bibliothek, Archiv sowie Dokumentation und Information angemeldet, von denen 13 den Kurs abgeschlossen haben. In diesem Blogbeitrag soll darüber berichtet werden, welche Erfahrungen mit dem Lehrkonzept für Digital Humanities gesammelt werden konnten.

Dreh- und Angelpunkt des Kurses war die kollaborative Wissenschaftsplattform für Digital Humanities und Citizen Science www.kudaba.de. Anhand dieser Website wurden die im Zusammenhang stehenden Themen teilweise von mir vermittelt wie z.B. die Einführung in WordPress als Content-Management-System, Schutzmaßnahmen für Internetseiten, Anfertigung von Objekt-Beschreibungen in der kudaba und digitale Bildbearbeitung. Größtenteils jedoch wurden die Inhalte durch die Studierenden selbst erarbeitet und vorgetragen, u.a. zu Begrifflichkeiten wie Digital Humanities, Citizen Science, Open Access, Langzeitarchivierung, Forschungsdatenmanagement, Big Data oder Themenbereiche wie Lizenzierungsmodelle, Rechte und Pflichten bei Digitalisierungsprojekten sowie Metadatenstandards in den Digital Humanities.

Die oben genannten Themen sind in dieser Intensität selbst für Studierende der Informationswissenschaften zum großen Teil neu, gänzlich neu ist jedoch erst recht die Auseinandersetzung mit Kulturgütern selbst sowie deren Erschließung und Digitalisierung. Es handelt sich demnach hierbei um ein fachübergreifendes Lehrkonzept, das letztlich auch in umgekehrter Richtung in den Kulturwissenschaften oder in ganz anderen Studiengängen anwendbar ist, die interdisziplinäre Lehre und forschendes Lernen praktizieren. Das Lehrkonzept beinhaltet dabei mehrere Leistungsnachweise, die von den Studierenden in Teilaufgaben zu erfüllen waren und die je nach benötigtem Zeitaufwand unterschiedlich in der Gesamtnote gewichtet wurden:

  1. Zunächst sollten die Studierenden ein Gefühl für die Arbeit in WordPress bekommen und dessen Möglichkeiten und Grenzen kennenlernen. Sie hatten deswegen ein selbst ausgewähltes Objekt im öffentlichen Raum zu fotografieren, die Fotos entsprechend für die Webpräsentation aufzuarbeiten, Hintergrundinformationen zum Objekt zu recherchieren und letztendlich diesen Content zusammen als eigenständigen Objekt-Beitrag – zunächst als Entwurf – in der kudaba zu erstellen. Diese Aufgabe schulte – wenn nicht bereits vorhanden – nicht nur den technischen Umgang mit einer Fotokamera und mit einer Bildbearbeitungssoftware, sondern öffnete auch den Blick auf Kulturobjekte und die jeweiligen unterschiedlichen Ansichten in dokumentarischer und kulturhistorischer Hinsicht.
  2. Anschließend hatten sie einen anderen Objekt-Beitrag ihrer Kommiliton*innen anhand der gleichen Qualitätskriterien wie für ihr eigenes Objekt zu beurteilen bzw. den Autor*innen des anderen Objekt-Beitrags ein Feedback zu schreiben. Es wurde dabei vor allem auf die vermittelnde Tonlage geachtet, die es in konstruktiver und empathischer Weise der Gegenseite ermöglicht, Kritik positiv und zielführend anzunehmen. Diese Rückmeldung liefert nicht ausschließlich Hinweise für den begutachteten Objekt-Beitrag, sondern lässt sehr häufig den Feedback-Gebenden reflektieren, was bei dem eigenen Objekt-Beitrag nicht korrekt ist. Dieser Begutachtungsprozess wirkt sich also in beide Richtungen positiv aus, wobei angemerkt werden muss, dass in wenigen Fällen auch falsche Vorgehensweisen anschließend übernommen wurden. In jedem Fall führt dieser Vorgang dazu, dass die Studierenden sich in einem zweiten Schritt mit ihrem eigenen Leistungsnachweis und dem ihrer Kommiliton*innen noch einmal konzentriert auseinandersetzen. Bewertet wurden anschließend das gegebene Feedback zu 10 % der Gesamtnote und der abschließend überarbeitete Objekt-Beitrag zu 20 %. Die besten, der angefertigten Objekt-Beiträge werden noch abschließend redaktionell von mir bearbeitet und dann in der kudaba veröffentlicht, wie z.B. dieser.
  3. In der Mitte des Semesters wurden dann von allen Kurs-Teilnehmenden Kurzreferate in der Länge von zehn bis 15 Minuten über Themen gehalten, die in Zusammenhang mit der kudaba-Plattform stehen. Z.B. wurden die Begriffe Digital Humanities und Citizen Science anhand von Literatur, Projekten und Webseiten vorgestellt, sodass sich im Plenum eine Vorstellung über deren Interpretation, die Inhalte und Bedeutungen bilden konnte. Auch die Themen Langzeitarchivierung, Open Access, rechtliche Aspekte bei digitalen Angeboten und technische Grundlagen wie Metadatenstandards sind anhand eines konkreten Anwendungsbeispiels eindrücklicher zu verstehen. Die Kurzreferate flossen zu 10 % in die Gesamtnote mit ein.
  4. Der größte Arbeitsauftrag (50 % der Gesamtnote) für die Studierenden waren Kleingruppenarbeiten zu zuvor abgestimmten Themen. Diese konnten technischer oder abstrakter Natur, Literatur- und Quellenrecherche zu kulturhistorischen Themen, konkrete Anwendungen zur Digitalisierung von Kulturgütern oder Anleitungen zur Mitarbeit in der kudaba sein. Somit wurde u.a. ein Businessplan für die kudaba mit neuen Dienstleistungsideen und Unternehmensformen erstellt, zwanzig historische Ansichtskarten digitalisiert und transkribiert, aber auch ein WordPress-Plugin getestet, mit dem sehr ansehnlich die Objekt-Beiträge auf einer gemeinsamen OpenStreetMap-Karte verortet bzw. dargestellt werden können. Des Weiteren wurden von einer Gruppe Plugins getestet, mit denen Formatvorlagen für die einfacherere Bearbeitung von Objekt-Beiträgen angefertigt werden können. Eine Gruppe recherchierte die Geschichte der Schwengelpumpe in Archiven und in der Literatur. Schlussendlich wurde auch ein Video gedreht, um zur Mitwirkung an der kudaba anzuregen.
    Hierbei gelangte nicht jede Gruppe zu einem erfolgreichen Ergebnis. Darauf kam es aber auch gar nicht an: ausschlaggebend für die Bewertung war die Projektdokumentation, die transparent darstellen sollte, wann welche Treffen stattfanden, mit welchen Ergebnissen und Absprachen diese endeten, welche Meilensteine gesetzt und schließlich umgesetzt worden waren und wie der Projektprozess abschließend eingeschätzt bzw. reflektiert wurde. Natürlich wurden auch die Ergebnisse in einer Kursveranstaltung vor allen Teilnehmenden präsentiert. So erhielten auch Gruppen sehr gute Noten, obwohl das Arbeitsergebnis selbst – aus verschiedenen Gründen – ein Fehlschlag war.
  5. Bewertet wurde auch die mündliche Beteiligung in den Kursveranstaltungen zu 10 % der Gesamtnote.

Zu einem großen Anteil war es das Ziel dieser Aufteilung der Leistungsnachweise, die vielfältigen Bereiche und Aktivitäten möglichst umfassend zu behandeln, die im Zusammenhang mit einer Wissenschaftsplattform dieser Ausrichtung stehen. Ziel war es aber auch, dass die Studierenden die Möglichkeit erhalten, ihre jeweiligen Stärken und Schwächen in der Bewertung auszugleichen. Letzteres ist definitiv eingetreten: Waren die schriftlichen Leistungsnachweise beim Feedback und Objekt-Beitrag nicht so gut bewertet, so wurden diese in der Regel durch die mündlichen Komponenten wie Diskussionsbeteiligung, Kurzreferate und Gruppenarbeit gut ausgeglichen; und umgekehrt. Die verschiedenen Aufgabentypen aktivierten bei den Studierenden jeweils sehr unterschiedliche Kompetenzen und Fertigkeiten. Bei einem einzigen Leistungsnachweis (z.B. Klausur) wäre dies nicht der Fall gewesen. In erster Linie sollte jedoch ein erstes Projektmanagement vermittelt werden, indem beispielhaft die verschiedenen Arbeitssituationen der späteren Praxis durchlaufen werden: Arbeitsauftrag für eine Einzelperson, schriftliche Rückmeldungen an Andere, Kurzvortrag vor einer Arbeitsgruppe, klassische Gruppenarbeit mit all seinem Konflikt-, aber auch Anregungspotenzial sowie Gruppendiskussionen. Jeder einzelne Leistungsnachweis wurde von mir mit einer zeitnahen Bewertung und kurzen, schriftlichen Rückmeldung zu den positiven und weniger positiven Ergebnissen beantwortet, damit schon während des Kursverlaufs der eigene Stand reflektiert werden konnte.

In einem abschließenden Feedback des gesamten Kurses durch die Studierenden wurde neben den unklaren Kommunikationswegen über Moodle und Mail vor allem die hohe Anzahl an Leistungsnachweisen und der große Arbeitsaufwand dafür stark kritisiert. Ebenso wurde bemängelt, dass zu wenig Freiraum für Gespräche zu den Einzelthemen in den Veranstaltungen bestanden habe. Diese Kritik nehme ich in der Weise an, dass auch ich selbst mehr Zeit für Diskussionen eingeplant hatte, die aber aus organisatorischen Gründen ausfallen mussten. Die Arbeit mit Moodle als E-Learning-Plattform muss sicherlich intensiviert und dessen Möglichkeiten besser ausgeschöpft werden. Auch die Gewichtigung der Bewertungen der einzelnen Leistungsnachweise sollte m.E. etwas nachjustiert werden, die konkreten Arbeitsaufwände würden dabei auch ein wenig reduziert werden müssen. Allerdings betrachte ich die Aufteilung der einzelnen Arbeitsschritte im Kursverlauf in mehrere Leistungsnachweise als erfolgreich, da gleichzeitig von den Studierenden positiv beschieden wurde, dass diese Aufgaben auch sehr viel Spaß gemacht hätten. Vor allem weil sie abwechslungsreich und im Gegensatz zum übrigen Studium praktischer Natur waren. Auf jeden Fall seien die konkrete Arbeit in WordPress, in der kudaba und die Auseinandersetzung mit den Themenbereichen wie Digital Humanities und Citizen Science eine Bereicherung gewesen, die von Einzelnen wohl auch in Zukunft weiterhin verfolgt würden. Die Studierenden haben es insgesamt als sehr angenehm empfunden, sehr zügig Rückmeldungen auf die Leistungsnachweise und auf Fragen erhalten zu haben.

Mein eigenes Fazit lautet, dass die vorgestellte Lehrkonzeption auch auf der Dozentenseite sehr zeit- und arbeitsaufwändig ist, was nicht von allen Dozierenden an jeder Hochschule so durchgeführt werden könnte. Allerdings bin ich der – vielleicht sehr subjektiven – Meinung, dass die Simulation eines realen Projektmanagements mit praktischen Arbeitsaufgaben und anschließenden nachvollziehbaren Ergebnissen, aufgeteilt in mehreren Projektphasen und in Zusammenhang mit einer intensiver betriebenen Feedbackkultur nicht nur die Freude an den Inhalten weckt, sondern auch gut auf die spätere Praxis vorbereitet. Ich persönlich habe sehr viele positive Erfahrungen in Zusammenarbeit mit den Studierenden dieses Kurses sammeln können, vor allem habe ich viele Anregungen und Rückmeldungen zum kudaba-Projekt erhalten. Ich bin daher den Studierenden für ihr engagiertes Mitwirken und -denken sehr dankbar.

kudaba-Semesterprojekt an der FH Potsdam

Direkt nach Ostern wird vom 7. April bis zum 14. Juli 2015 an der Fachhochschule Potsdam eine einsemestrige Projekt-Veranstaltung beginnen. Im Sommersemester werden 15 Bachelor-Studierende des 6. Semesters am Fachbereich Informationswissenschaften unmittelbar an der Weiterentwicklung der kudaba mitwirken. Zunächst werden Sie eigene, neue Objekte einstellen. Dies dient zum ersten Kennenlernen von WordPress an sich und dem eigenen Erfahren notwendiger Arbeitsschritte innerhalb der Wissenschaftsplattform. Parallel dazu werden die Studierenden Kurzreferate zu Themen wie Digitalisierung, Rechte, Forschungsdatenmanagement, Open Access, Metadatenstandards, Digital Humanities sowie Citizen Science vortragen und gemeinsam darüber diskutieren, wie diese Themenbereiche optimal berücksichtigt werden können und müssen. Die Hauptaufgabe wird jedoch die Bearbeitung eines abgegrenzten Themas in Kleingruppen sein, die einzelne Bereiche der kudaba weiterentwickeln. Die Kulturdatenbank kudaba erfährt dadurch sicherlich viele Anregungen, die eine oder andere Weiterentwicklung, aber es werden auch Fehler entdeckt und Bewährtes kann weiter gestärkt werden. Die Studierenden erfahren auf diese Weise konkrete Projektarbeit mit Meilensteinen und Deadlines in einer größeren Gruppe und in Kleingruppen. Außerdem wird es spannend sein zu beobachten, wie die jeweiligen Vorkenntnisse und -erfahrungen der Studierenden aus den drei Studiengängen „Bibliotheksmanagement“, „Archiv“ sowie „Information und Dokumentation“ am Fachbereich zu gemeinsamen Ideen und Konzepten heranreifen. Ich freue mich als Dozent auf diesen erkenntnisreichen Prozess und bin sehr gespannt, was für Ergebnisse dabei am Ende herauskommen werden.

Creative-Commons-Lizenz für kudaba-Inhalte

Offene Frage der Verwertungsmöglichkeiten

Immer wieder werde ich angesprochen und -gemailt, ob eine oder mehrere der in der kudaba enthaltenen Bilddateien kostenfrei genutzt werden können. Einmal fragte eine Mutter für ihren Sohn nach, der ein Referat in der Schule zu halten hatte und entsprechendes Bildmaterial benötigte. Vor kurzem fragte ein Künstler nach – der vorherige Beitrag berichtet davon – , ob er eine Fotografie als Vorlage für seine Arbeit verwenden dürfte. Vor einigen Jahren erhielt ich ein Exemplar einer Publikation über expressionistische Architektur in Russland zugeschickt. Man hatte ein Bild vom Rudolf-Mosse-Haus in Berlin-Mitte verwendet, ohne mich zu fragen, mir aber dafür wenigstens ein Belegexemplar zukommen lassen. Nun gut, das eine oder andere Mal habe ich auch für Fotografien Gebühren erhoben. Dann handelte es sich jedoch jeweils um eindeutig kommerzielle Zwecke.

Beim stetig wachsenden Umfang und angesichts zusätzlicher Mitwirkender, die Fotos, Digitalisate und Textinhalte beisteuern, ist es nun hinreichend an der Zeit, ein pragmatisch zu handhabendes und international verständliches Verwertungsrecht für alle kudaba-Inhalte kenntlich zu machen. Die Non-Profit-Organisation Creative Commons (CC) bietet hierfür mehrere Modelle an Urheberrechts-Lizenzen und darüber hinaus Werkzeuge an, die Verwertungsoptionen sichtbar zu vergeben (siehe http://creativecommons.org/licenses/). Auf dieses Angebot greife ich nun dankbar zurück. Wer sich für das Thema Urheberrechtslizenzen interessiert, dem sei zusätzlich zur oben genannten CC-Website der Creative-Commons-Artikel bei Wikipedia nahe gelegt, den ich für sehr hilfreich empfinde. Außerdem erschien in der Ausgabe vom Februar 2015 des c’t-Magazins für Computer und Technik ein Artikel zum Thema: Heidrich, Joerg: Freigegeben. Creative-Commons-Lizenzen rechtssicher nutzen. c’t 2015, Heft 4, S. 138 – 140. (kostenpflichtiges Online-Angebot des Artikels bei heise-online)

Auswahl an Creative-Commons-Lizenzen

Insgesamt kann man sich bei CC ein Lizenzmodell unter insgesamt sechs angebotenen aussuchen. Die Lizenzen bauen sich je nach Kombination von vier Grundsatzbedingungen unterschiedlich zusammen. Die vier Grundsatzbedingungen beantworten folgende Fragestellungen: soll der Urhebername genannt werden, darf das Werk auch kommerziell verwertet werden, darf das Werk auch verändert werden und soll das Werk, wenn es denn verändert worden ist, auch unter den gleichen Lizenzbedingungen verfügbar gemacht werden? Creative Commons hat diese vier Grundsatzfragen grafisch und leicht verständlich strukturiert:

  • BY – Namensnennung: englisch = by, bedeutet so viel wie, „ist von“
  • NC – Nicht kommerziell: englisch = non commercial, darf nicht kommerziell verwertet werden, auch nicht zum Selbstkostenpreis
  • ND – Keine Bearbeitung: englisch = no derivates, darf nicht beschnitten oder anderweitig verändert werden
  • SA – Weitergabe unter gleichen Bedingungen: englisch = share alike, die Urheberrechte, die durch die Veränderungen am Werk neu erworben werden, dürfen im Vergleich zum Ausgangswerk nicht durch zusätzliche Verwertungsbegrenzungen eingeschränkt werden

Wird keine der aufgeführten Bedingungen verlangt, ist ein Werk gemeinfrei oder public domain. Jede Person kann anschließend damit weitestgehend anstellen, was sie möchte. Will man sich jedoch eine oder mehrere der Bedingungen zur weiteren Verwendung zu Eigen machen, kommen sechs sinngebende Kombinationen heraus, unter denen schließlich ein passendes Modell auszuwählen ist:

  1. CC BY: Namensnennung
  2. CC BY-SA: Namensnennung und Weitergabe unter gleichen Bedingungen (Einschränkung der Weitergabe, weil die Bearbeitung grundsätzlich erlaubt ist. Bei der Bearbeitung ist allerdings zu beachten, dass die Art der Verarbeitung zwingend mit zu nennen ist. Dies ist übrigens die CC-Lizenz von Wikipedia, siehe Wikipedia: Lizenzbestimmungen Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Unported)
  3. CC BY-ND: Namensnennung und keine Bearbeitung (in diesem Fall wird kein „Weitergabe unter gleichen Bedingungen“ benötigt, da keine neuen Urheberrechte durch eine neue Bearbeitung erworben werden können)
  4. CC BY-NC: Namensnennung und nicht kommerziell (da die Bearbeitung nicht explizit ausgeschlossen ist und da keine Einschränkung der dadurch neu erworbenen Urheberrechte in den Lizenzen vorgegeben ist, kann dieses so ausgezeichnete Werk bearbeitet, mit eigenen Urheberlizenzen versehen, allerdings nicht verkauft werden)
  5. CC BY-NC-SA: Namensnennung, nicht kommerziell und Weitergabe unter gleichen Bedingungen (hier gilt im Gegensatz zur vorherigen Kombination, dass ein Werk bearbeitet werden kann, aber anschließend unter der gleichen Lizenz zur Verfügung gestellt werden muss)
  6. CC BY-NC-ND: Namensnennung, nicht kommerziell, keine Bearbeitung (die strengste Auslegung der CC-Lizenzen)

Unterschiede zwischen den CC-Lizenz-Versionen 3.0 und 4.0

Seit der Veröffentlichung der CC-Lizenzen Dezember 2002 sind bis dato mehrere Versionen entstanden, zum aktuellen Zeitpunkt (6. Februar 2015) haben sie die Version 4.0 erreicht. Allerdings ist diese letzte Version noch nicht formal der Rechtsprechung Deutschlands angeglichen worden. Ein höherer Grad an Rechtssicherheit bietet für Lizenz-Gebende demnach die Vorgängerversion 3.0, die für Deutschland eine sogenannte „portierte Lizenz“ darstellt, da sie dem deutschen Rechtssystem angepasst worden ist.

Inhaltlich unterscheiden sich beide Versionen 3.0 und 4.0 nur in wenigen Dingen, aber vor allem darin, dass in der Version 3.0 im Gegensatz zur neuesten Version ein Text- und Data-Mining von Datensammlungen und Datenbanken noch nicht generell eingeräumt wird. Dieses Verwertungsrecht kann wiederum in Version 4.0 durch „ND, keine Bearbeitung“ eingeschränkt werden (siehe https://wiki.creativecommons.org/Data#Can_I_conduct_text.2Fdata_mining_on_a_CC-licensed_database.3F sowie https://wiki.creativecommons.org/Data#How_does_the_treatment_of_sui_generis_database_rights_vary_ in_prior_versions_of_CC_licenses.3F, beide Texte sind in englisch verfasst).

Welche CC-Lizenz ist nun die richtige?

Ich habe mir sehr viel Zeit genommen, um aus dieser Auswahl die beste Form und Version eines eingeräumten Verwertungsrechts für die Fotografien und Digitalisate in der kudaba auszuwählen. An jedem wechselnden Tag war ich wieder für eine andere Lizenzform, traten jeweils andere Vorteile, Sicherheiten und Ziele in meinen Fokus. Die Wahl fiel sehr schwer, denn immerhin kann eine einmal gefällte Entscheidung nicht wieder rückgängig gemacht werden, sie ist für Lizenz-Nehmende von einem damit ausgezeichneten Bild fortan garantiert. Man muss sich schließlich darauf verlassen können, dass sich ein/e Lizenzgeber/in nicht irgendwann umentscheidet und plötzlich mit Geldforderungen vor der Tür steht (vgl. Artikel von Joerg Heidrich, c’t 2015, Heft4, S. 140).

Ob allerdings von einer sehr restriktiven Lizenzierung auf eine weniger einschränkende nachträglich gewechselt werden könnte, weiß ich nicht zu beantworten. Dazu habe ich bislang keine verwertbare Aussage finden können. Ich gehe also gemeinhin davon aus, dass eine ausgewählte CC-Lizenz für ein Bild unveränderbar ist.

Ziel und Zweck der kudaba

Klar ist, dass die kudaba und ihre Inhalte für die kulturwissenschaftliche Forschung, Bürgerwissenschaft (Citizen Science) und Lehre frei verfügbar sein soll. Andere externe Content-Lieferungen von Bürgerinnen und Bürgern in die kudaba sollen gleichermaßen diesem Zweck dienen, Wissen und Informationen aufzubauen. Schülerinnen und Schüler, Studierende, Forschende und Lehrende an den Schulen und Hochschulen sollen keine Hemmnisse haben, die Bildinhalte abzuspeichern und in den Dienst ihrer Arbeit und Ausbildung zu stellen. Das gilt für E-Learning-Plattformen genauso wie für Vortragsfolien und Working-Papers, die im Internet zur Diskussion gestellt werden.

Bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die Bildmaterial verwenden, ist jedoch zu differieren: Wird eine Publikation im Selbst-, Universitäts- oder einem anderen Verlag kostenpflichtig vertrieben, wäre dies eine „kommerzielle Verwertung“, was weiter unten im Text noch abzuwägen gilt, ob dies gestattet werden soll oder nicht. Keine kommerzielle Verwertung stellt für mich jedoch eine Publikation dar, die Open Access (OA) allen Interessierten kostenfrei zur Verfügung steht, solange nicht gleichzeitig eine gedruckte Version verkauft wird (siehe Artikel in Wikipedia zu OA und die verschiedenen Wege dahin). Dass die öffentlich-rechtlichen Medienhäuser ebenfalls als nicht kommerziell anzusehen sind, stellte unlängst das Kölner Oberlandesgericht in einem Urteil vom 31 Oktober 2014 fest (Aktenzeichen 6 U 60/14: MIR 2014, Dok. 121, http://miur.de/2656, [BeckRS 2014, 21041].

Gleichermaßen sollen private Website-Betreibende, die kein Gewerbe angemeldet haben, oder gemeinnützige Vereine die Abbildungen auf ihren Seiten einbinden können. Ob dabei nun auf den jeweiligen Seiten mit Werbe-Einblendungen ein kleines Zubrot verdient wird, ist vordergründig erst einmal nicht relevant. Es kommt auf die jeweilige Seite an. Es kann sich ja jeweils um unterschiedliche Ausformung von Bürgerwissenschaften handeln. Auch die Verbreitung über social media, stellt keinen Eingriff in die Ziele und Zwecke der kudaba dar.

Wunsch nach dem digitalen Gemeinbesitz

Das Ziel der Creative-Commons-Organisation, mit den Lizenzen eine digitale Allmende (Commons), also einen riesigen Pool an Inhalten aufzubauen, der von Allen frei vervielfältigt, verbreitet, bearbeitet und in neue Werke integriert werden kann (siehe http://creativecommons.org/licenses/, erster Absatz), ist in den größten Teilen auch mein Ziel. Das Bild einer Allmende, von einem gemeinschaftlichen Eigentum, ist ein sehr schönes, für das man sich einsetzen kann. Leider ist dieses Bild in einigen Nuancen nicht mit der Realität vereinbar. In welchen will ich im Folgenden erläutern.

Wirtschaftlichkeit des Angebots

Es gibt Menschen oder Institutionen, die wirtschaftlich so autark sind oder einen öffentlichen Auftrag zu erfüllen haben, dass sie große Teile ihres Contents frei lizenzieren können. Das Bundesarchiv ist ein Beispiel für eine öffentliche Institution, die ab Dezember 2008 ca. 82.000 digitalisierte Fotografien mit der Lizenz CC-BY-SA der Wikimedia Foundation übergeben hatte. Die finanzielle Tragfähigkeit einer Organisation, eines Unternehmens, einer Familie oder von Einzelpersonen muss allerdings in den allermeisten Fällen erwirtschaftet werden. D.h. jede Person muss für die Inhalte, für die sie Verantwortung trägt und mit denen sie Umsatz generiert, abwägen, ob diese dem digitalen Gemeinbesitz übergeben werden können oder nicht. Selbst öffentliche Institutionen müssen Gebühren einfordern, um ihren gesetzlichen Auftrag erfüllen zu können.

Kommerzielle Verwertung durch Andere

Weil eine Definition von „nicht kommerziell“ erhebliche Schwierigkeiten bereitet und große Ungenauigkeiten mit sich bringt, hatte ich zunächst überlegt, darauf gänzlich zu verzichten. Ab wann ist z.B. ein Verdienst durch Bannerwerbung auf einer Website nicht mehr akzeptabel? Wenn viel Geld mit Werbung verdient wird, schauen sich dann nicht auch viele Menschen die Bilder an? Wenn andere mit fremden Fotografien Geld verdienen, verbreitet dies zumindest auch den Namen der UrheberInnen, was ein immaterieller Wertzuwachs ist und sich indirekt materiell auswirken kann.

Problematisch wird es dann, wenn Firmen wie z.B. große Medienhäuser oder auch kleinere Wissenschaftsverlage über eine gewisse Marktposition verfügen, so dass sie ohne Probleme Content abschöpfen, diesen in eigene Sammlungen integrieren und über den Zuwachs eine noch bessere Präsenz und dadurch höhere Gewinn erzielen können. Dass andere Unternehmen wirtschaftliche Erfolge erzielen, ist dabei gar nicht der vordringliche Nachteil, sondern die damit einhergehende Verschlechterung der Wahrnehmung der eigenen Internetpräsenz. Die Internetsuchmaschinen bewerten Inhalte schließlich nach dem „PageRank“ der jeweiligen Domain einer Organisation. Die Listung der kopierten Bilder und sonstigen Inhalte auf den Ergebnisseiten der Suchmaschinen erfolgt dann womöglich weit vor den Ursprungsseiten.

Manche Firmen nehmen zudem den Schutz der Privatsphäre der Nutzerinnen und Nutzer nicht in der Weise ernst, wie es in der kudaba geschieht. Von anderen Webangeboten werden detaillierte Profile von den Besucherinnen und Besuchern erstellt, die weiterverkauft werden. Eine Verfügbarkeit der kudaba-Bilder auf anderen Webseiten hieße am Ende, dass anderswo eben das geschehen kann, was auf der kudaba ausgeschlossen wird. Ist die kommerzielle Verwertung nicht ausgeschlossen, besteht keine Handhabe, dagegen vorzugehen. Die Allmende kann somit grundsätzlich von allein gewinnorientierten Akteuren der Gesellschaft für die eigenen Bilanzen ausgebeutet werden, ohne dass dabei unbedingt ein gesellschaftlicher Mehrwert entsteht. Aus diesem Grund kommt für mich die Verwertung der Inhalte durch Andere mit kommerziellen Zielen nicht in Frage.

Verwertung durch Kriminelle

Auch Kriminelle setzen im Übrigen Mediendateien für ihre Zwecke ein. Einmal bin ich nach der Durchsicht der kudaba-Log-Dateien, die ich aus Sicherheitsgründen wegen massenhafter Hacking-Versuche und zahlreicher Spams regelmäßig überprüfen muss, auf eine Webseite gestoßen, die mehrere meiner Bilder von Häusern, Brücken und Denkmälern aus der kudaba kopiert und mit mehreren Nacktbildern sich räkelnder Frauen in äußerst anzüglichen Positionen kombiniert hatten. Vor Schreck schloss ich sofort das Browserfenster, weil ich – keine unbegründete – Angst hatte, mir durch das Öffnen dieser Seite Schadsoftware auf den heimatlichen Rechner herunterzuladen.

Außerdem versuchen tagtäglich diverse Server in Deutschland und im Ausland, die gesamte Datensammlung der kudaba abzugreifen. Wenn vor diesem Hintergrund die Bilder und Texte eine CC-Lizenz erhalten, die ausschließlich eine Namensnennung erwartet, dann können diese „Datensauger“ nicht nur die Daten frei abrufen und entgegen dem eigentlichen Zweck verwenden, sondern mich auch noch juristisch dazu zwingen, sie nicht mehr per IP-Blockierung – was ich bislang mit relativen Erfolg durchführe – davon abzuhalten. Das ist nach der einmal vergebenen, kaum einschränkenden Lizenz, wie es mit Version 4.0 möglich wäre, mir nicht mehr gestattet. Am Ende stünde womöglich mein Name oder der anderer UrheberInnen zunächst einmal neben den eigenen Fotos und dann aber auch neben aufdringlichen und nicht wirklich ansehnlichen Pornodarstellungen.

Bearbeitung der Bildmaterialien

Demnach kommt auch eine Bearbeitung aller kudaba-Inhalte nicht in Frage, denn das „großvolumige“ Abrufen einer gesamten Objektsammlung und die anschließende Integration in einen eigenen Sammlungs- und Sinnzusammenhang (Text- und Data-Mining) stellt eine „Bearbeitung“ dar (siehe links oben sowie https://wiki.creativecommons.org/Frequently_Asked_Questions#Do_I_always_have_to_comply_with_the_license_
terms.3F_If_not.2C_what_are_the_exceptions.3F
, englisch). Dies gilt es in jedem Fall abzuwehren. Verlage und Firmen, die für eigene Ziele Text- und Data-Mining betreiben, können sogar wirtschaftliche Vorteile erzielen, selbst wenn die Inhalte eine Namensnennung erfordern und nicht kommerziell verwertet werden dürfen. Über eine Vergrößerung des eigenen Portfolios sowie Aufbau eines eigenen Wissens-Pool, können jederzeit andere Dienstleistungen gewinnbringend vermarktet werden.

Aufgrund einer massenhaft auftretenden, irregulären Verwertung der Bundesarchiv-Bilder wurde schließlich auch im Herbst 2010 die Kooperation mit Wikimedia Foundation wieder aufgekündigt. Und das, obwohl das Bundesarchiv sogar in wirtschaftlicher Hinsicht mehr Gebühren für seine Bildbestände hatte einnehmen können. Durch Bearbeitungen waren zum Teil die Quellenverweise der Fotografien entfernt worden und zum Verkauf angeboten worden. (siehe Artikel in der FAZ von Andreas Kilb, vom 1.12.2011: Digitales Kulturerbe. Unsichtbare Vasen für die Menschheit). Statt der anvisierten 100.000 Bilder kam es nur zur Übergabe der besagten 82.000.

Über die Kennzeichnung „Weitergabe unter gleichen Bedingungen“ muss nicht weiter nachgedacht werden, da „keine Bearbeitung“ zugelassen wird.

Entscheidung

Nach diesen ausführlichen Erläuterungen komme ich nun also zu dem Schluss, dass bedauerlicherweise nur die restriktivste Form einer Creative Commons Lizenz mit Berücksichtigung etwaiger zukünftiger Entwicklungen und Verwertungsversuche vertretbar ist: CC BY-NC-ND: Namensnennung, nicht kommerziell, keine Bearbeitung. Diesbezüglich wird die für Deutschland portierte Lizenzversion 3.0 ausgewählt.

Es geht bei den verwertbaren Inhalten der kudaba nicht um die Fotosammlung einer Einzelperson, die durch eine freie Nutzung die eigene Bekanntheit erhöhen kann, sondern um strukturierte, sachlich und fachlich erschlossene Abbildungen kultureller Objekte. Die Sammlung selbst mitsamt ihrer einzelnen Inhalte sowie deren fortwährende Weiterentwicklung machen den immanenten Wert der kudaba aus. Diesen Wert zu bewahren, weiter anwachsen zu lassen und dessen Wahrnehmung im Internet zu erhöhen, benötigen einerseits einen Schutz vor unkontrollierter Kopie und andererseits den Einsatz von nicht unerheblichen Investitionen, die zu einem kleinen Teil im Falle kommerzieller Verwendungen über ein Gebührenmodell eingespielt werden könnten. Zumindest ist diese Option für die Zukunft offen zu halten.

Das vorderste Ziel der kudaba ist der unmittelbare Nutzen für die Wissenschaft und Lehre. Wenn hierfür einzelne Bilder bearbeitet werden, stellt das selbstredend keine schlimme Sache dar. Diese Schutzmaßnahme muss in erster Linie gegen eine großflächige Verwertung, bei der möglicherweise die Signatur abgeschnitten wird, eingerichtet werden. Aber nun ist sie auch für einzelne Verwertungen gültig. Allerdings wird eigentlich keine Bearbeitung der Bilder in der Wissenschaft und Lehre benötigt, um das Dargestellte auf Webseiten, in E-Learning-Plattformen oder bei Vorträgen zu vermitteln. Sollte dennoch der seltene Fall eintreten, könnte über eine schlichte Nachfrage die Erlaubnis dazu nachträglich eingeholt werden.

Ob der Künstler mich für sein Projekt unbedingt hätte fragen müssen, ob er die Fotografie als Vorlage verwenden darf, bin ich mir gar nicht so sicher. Seine Grafik ist schließlich allein von ihm geschaffen. Ich denke, dass er dazu nicht verpflichtet war. Es war jedenfalls sehr zuvorkommend von ihm und hat mich sehr gefreut. Dafür erhielt er auch von mir eine Datei mit einer größerer Pixelauflösung für sein Schaffen.

Der Lizenz-Generator auf http://creativecommons.org gibt demzufolge nach meiner Auswahl diese Urheberrechtslizenz-Darstellung heraus:

Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk von Andres Imhof ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.